Allein

Immer wieder werde ich gefragt, ob ich mich nicht allein fühle, wenn ich dauerhaft ohne Reisepartner unterwegs bin. Nein, gar nicht. Ich frage mich, ob in Zeiten von Internet und sozialen Medien überhaupt jemand “allein” sein muss, wenn er das nicht möchte. Ich habe das Gefühl, dass ich sowieso viel Zeit in einer eigenen virtuellen Welt verbringe, wo auch immer ich bin. Am ehesten merke ich das an den Sprachen, wie viel ich virtuell unterwegs bin statt in meiner Umgebung. Mein Alltag findet größtenteils auf Deutsch und zu einem kleineren Anteil auf Englisch statt, egal in welchem Land ich bin. Ich chatte mit Freunden, mit meinem Sohn, ich schreibe Mails an Clonlara-Familien oder skype bzw. telefoniere mit ihnen, tausche mich im Team aus…

Es ist halt die Frage, wie man “allein” interpretiert. Ich brauche nicht ständig physisch Menschen zum Anfassen um mich herum, um mich verbunden zu fühlen. Wenn ich Gesprächsbedarf habe oder mich mitteilen möchte, ist eigentlich immer jemand für mich da.

Natürlich gibt es auch die reale Welt. Wenn man alleine unterwegs ist und anderen Menschen offen begegnet, kommt man schnell ins Gespräch – so wie heute mit der Dame, die auch zwei Tage in der Jugendherberge Bacharach verbracht hat, die den gleichen Zug nach Köln genommen hat wie ich, die ebenfalls einige Jahre in Kanada gelebt hat und auch gerne mit dem Wohnmobil reisen würde.

Ganz abgesehen davon genieße ich Zeit nur mit mir, in der ich jede Minute so verbringen kann wie ich es möchte, ohne auf andere Rücksicht zu nehmen oder mich nach ihren Zeitplänen zu richten. Ich habe auch das Gefühl, dass mein Denken viel klarer ist, wenn ich nur mit mir und meinen eigenen Gedanken bin.

Mein Resümee scheint zu sein, dass „allein“ für mich nicht negativ besetzt ist im Sinne von „einsam“ wie vielleicht für andere.

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