Vor genau einem Monat sind wir in La Herradura angekommen. Meine Gedanken nach den ersten paar Tagen waren: ist ja schon erstmal wieder gewöhnungsbedürftig – Maske ist Pflicht überall auf der Straße, die Spielplätze sind verwaist und abgesperrt, in unserem Lieblingssupermarkt vom letzten Winter muss man sich nun beim Betreten des Ladens einen Einmal-Plastik-Handschuh anziehen (wohlgemerkt nur an einer Hand), die Busabfahrtzeiten muss man sich ausgehend von der Abfahrt an der Endhaltestelle selbst ausrechnen, das Klopapier gehört in den Mülleimer statt in die Toilette und die Post oder die Meldebehörde ist mal eben während der Öffnungszeiten für eine halbe Stunde geschlossen, vermutlich für die inoffizielle kleine Kaffeepause zwischendurch.
Und dann kam plötzlich die Realisation: Hallo? Geht’s auch etwas positiver? Was soll denn diese Schwermut? Kann mich mal jemand schütteln? Wenn sich diese Pandemie irgendwo halbwegs aushalten lässt, dann ja wohl hier! Seit zwei Wochen dürfen wir die Stadtgrenzen nicht ohne triftigen Grund verlassen, seit fünf Tagen sind darüber hinaus alle Cafés, Restaurants und nicht lebensnotwendigen Geschäfte geschlossen, es gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 22 bis 7 Uhr. Ein Semi-Lockdown. Aber wir dürfen uns mit Freunden treffen, mit dem Paddle Board raus aufs Meer und die Fischschwärme in der Bucht bewundern, wir dürfen spazieren gehen und die Sonne genießen. Statt „Café con leche“ und „Cappuccino con nata“ gibt’s nun Picknick am Strand mit der Thermoskanne oder auch mal einen Cider aus Plastikgläsern zum Sonnenuntergang. La Herradura macht es einem wahrlich leicht, die Einschränkungen auszusitzen. Und es tut sogar fast gut, hier nicht wegzukönnen. Ich habe alles in La Herradura, mehr ist gar nicht notwendig. Und falls doch, kann ich sogar für 1 EUR mit dem Bus nach Almuñécar fahren. Aber das fühlt sich gerade fast schon zu groß, zu viel an. Ich genieße gerade unseren beschränkten Radius. Genug zu tun gibt es allemal, und für die wenigen arbeitsfreien Tage habe ich so viele Ideen für Ausflüge in die nächste Umgebung, da kann der Lockdown ruhig noch etwas dauern. Meine Aufgabe für die nächsten Wochen ist es, meine Batterien wieder aufzufüllen und mir Gutes zu tun.